Shiki93 schrieb:
Der Artikel ist meiner Auffassung nach korrekt und inkorrekt zu gleichen Teilen.
Es mag stimmen, dass Frauen sich in einer Beziehung einem Machtgefüge "scheinbar" unterwerfen müssen und damit eine Ungleicheit entsteht. Aber auch Männer müssen sich diesen Machtgefälle unterwerfen und der Ansicht der Gesellschaft nach so leben. Sprich das generell normativ gelebte Wertesystem dient als Oreintierung, d.h. Heterosexualität wird komplett akzeptiert und Homosexualität nur teilweise, wenn überhaupt. Denn selbst in unserer deutschen Gesellschaft gibt es noch genug Diskriminierungen gegenüber Homosexuellen, als das von einer Toleranz oder gar einer Akzeptanz gesprochen werden kann.
Aber was hat das im großen und ganzen jetzt mit Yaoi zu tun?
Richtig!
Yaoi greift diese Probleme auf und ist nicht frei von diesem, wie der Artikel zum Schluss ausdrücken möchte. Natürlich geht es im Yaoi auch um die Erotik, aber vor allem geht es um die Probleme, die auftreten. So gut wie kein Yaoi ist frei von Diskriminierung und ich spreche hier nicht von Gewalt oder Beleidigungen, etc. Natürlich gibt es diese auch, aber die generelle und am häufigsten aufgegriffende Diskriminierung ist der Fakt, dass selbst im Yaoi Homosexualität als nicht normal angesehen wird, da gegen das normativ gelebte Wertesystem verstoßen wird. Sprich Yaoi ist alles andere als frei von gesellschaftlichen Druck und Verantwortung.
Selbst Charaktere müssen immer wieder ihre Sexualität verstecken oder Akzeptanz bei anderen suchen, Die Autoren zeigen uns also nicht nur Erotik, sondern auch Probleme in der Gesellschaft auf, die überwunden werden müssen. UND das ist Yaoi, dass Überwinden der Grenzen oder einfach zu leben, wie man ist, ohne sich der Gesellschaft zu unterwerfen.
Meiner Meinung nach ist auch die "feministische Männlichkeit" vollkommender Schwachsinn. Die Beteiligten im Yaoi sind und bleiben Männer. Ich möchte nicht abstreiten, dass es nicht den ein oder anderen Charakter gibt, der sehr weibliche Züge hat. Aber sich einen Penis wegzudenken und dann von einer Shoujo-Story zu sprechen ist Blödsinn und diskriminierend.
Es gibt auch so viele Yaois, wo es keinen weiblichen Uke gibt, siehe man nur das Untergenre BaraBara.
Es macht also keinen Sinn davon zu reden, dass in einem Yaoi eine "feministische Männlichkeit" besteht und somit nicht von zwei ganzen Männern gesprochen werden kann!
Ich für meinen Teil bin, wer hätte es gedacht, eine Frau und lese schon jahrelang sehr gerne Yaoi. Ich kann also mit recht behaupten, dass ich Yaoi nicht aufgrund von "feministischer Männlichkeit" oder freien Denken von Verantwortungen lese, sondern einfach nur aus den Gründen der "Liebe, die Grenzen überschreitet" und dabei das Leben, so genießt, wie es ist, ohne sich von der Gesellschaft zu unterwerfen, um glücklich zu sein. Wenn dann alles auch noch eine schöne Erotik enthält, die selbst an sich, die Grenzen der Gesellschaft schon übersteigt, bin ich rundum glücklich.
Ich mag die Genre Yaoi und Yuri nicht so, aber zumindest verstehe ich, wenn auch anders interpretiert, was Frauen an Yaoi so toll finden und finde das was du sagst auch richtig ist. Dennoch mag ich den deinen Kerngedanken das "Liebe, die Grenzen überschreitet" nicht. Die Liebe erreicht ihre eigenen Grenzen, nah gelegen an den üblichen Grenzen, so schnell als das es die meisten Menschen wahrhaben wollen. Ursachen dafür sind schwer zu überwindende Prägungen z.B. die der Gesellschaft die einem jedwede Liebe zu gleichgeschlechtlichen verbietet oder zu Geschwistern, weil das ach so böse ist (Ironie). Es kommt, neben der äußeren Ablehnung, auch zur inneren Ablehnung, sowohl bewusst, als auch unbewusst und setzt der Liebe ganz profan strenge Regeln und kämpft bei Regelbruch dagegen an, auch dann wenn der Körper sagt "Scheiß drauf, lieb Ihn/Sie ohne aber". Yaoi stellt diese Problematik manchmal gut dar, aber meistens leider nicht, indem die Überwindung manchmal als Kleinigkeit rüberkommt oder die Grenze zu weit offen war.
Evtl. habe ich nur zu wenige Yaoi oder/und weniger gute Yaoi's gesehen, aber ich denke die Kernpunkte, warum das Genre bei Frauen beliebt ist, sind (mit Berücksichtung der weibl. Kommentare):
- die Abnormalität, die einen starken Reiz ausübt (Mann+Mann statt Mann+Frau). Es ist halt nicht normal, selbst wenn die Muster 0815 bleiben.
- der Wunsch, die Grenzen, die man sich selbst gesetzt hat (insbesondere als Frau), genau so überschreiten zu können (innerlich, als auch nach außen)
- die Freiheit, die man erlangt, wenn man der Gesellschaft als Gegner gegenübersteht und das Taboo bricht (auch in sexueller Hinsicht)
- und die Tatsache, das man dennoch nicht gewillt ist die Norm zu verlassen und man gleich den Platz tauschen möchte, wenn man sich das ansieht. Die Darstellung von eher hübsch aussehenden oder niedlichen Männern bei solchen Animes ist ein Beweis dafür. Wären die ganz anders dargestellt worden, richtig Mann, dann könnte man nicht so schnell sich selbst hinein vorstellen und die Magie, der ganze Zauber um sie rum, schwindet.
Ich beobachte das ganze mal weiter. Evtl. ergänze ich was zu meinen Erkentnissen oder muss diese vll. sogar teils revidieren.